Materialien der Zukunft: Was wir von der Rethinking Materials Conference mitnehmen
Christoph Zipko (im Bild r.) von Greiner Innoventures gibt exklusive Einblicke nach seinem Besuch der Rethinking Materials Conference in London.

Christoph Zipko, Senior Venture Manager Greiner Innoventures besuchte Anfang Mai gemeinsam mit Greiner Innoventures-Geschäftsführer Roland Riepl die Rethinking Materials Conference in London. Für den Blog berichtet er exklusiv über seine Einblicke in dieses hochkarätige Event für nachhaltige Materialinnovationen.
Mit über 350 Teilnehmenden aus 35 Ländern – darunter führende Unternehmen wie Mars, Kraft Heinz, DOW, H&M, BASF, Nestlé sowie zahlreiche Start-ups und Venture Capitalists – bot die Konferenz wertvolle Einblicke in die Zukunft materialbasierter Innovationen aus der internationalen Start-up-Szene.
Trends und Chancen frühzeitig erkennen
„Der Fokus unseres Besuchs lag auf biobasierten und recycelbaren Materialien, die konventionelle Kunststoffe und Schäume funktional ergänzen oder zukünftig ersetzen könnten. Besonders relevant ist für uns das frühzeitige Erkennen von Materialsignalen, die mit unseren bestehenden Produktionsprozessen – etwa Spritzguss oder Schäumtechnologien – kompatibel sind und bei denen eine sichere Rohstoffbasis vorhanden ist. Die Konferenz bot ebenso Indikatoren nach welchen Lösungen die großen Brands wie Kraft Heinz Ausschau halten“, so Christoph Zipko .
Mehr als 300 Speaker:innen aus Industrie, Forschung und Venture Capital
Auf der Rethinking Materials Conference waren über 300 Speaker:innen aus der Industrie, der Forschung und dem Venture Capital-Bereich vor Ort. Klarer Fokus der Veranstaltung lag auf Schutzverpackungen, Formfaserlösungen und zirkulären Materialsystemen. Es wurden innovative Materialien auf Basis von Zellulose, Rezyklaten, CO₂-Polymeren präsentiert, sowie neue Barriere-Technologien vorgestellt. Woodly (wood based plastics) stellte ein zellulosebasiertes Spritzgussgranulat für transparente Anwendungen vor und mit Vioneo wurde die erste biobasierte PP/PE-Fabrik mit 200.000 t/a am Weg zur Marktreife gezeigt.
Denkanstöße und neue Sichtweisen
„Die Konferenz bot uns zahlreiche, wertvolle Denkanstöße. Dank mehr als 70 Jahren Forschung und Entwicklung galten Kunststoffe bisher als das Wundermaterial, das unser Leben verändert hat. Heute gelten sie teilweise als Problemstoffe. Fragen, die wir uns stellen müssen, lauten daher: Wie können Kunststoffe weiterhin zur Zukunft beitragen? Was werden die nächsten fünf bis 20 Jahre Kunststoffentwicklung bewirken? Welche Signale gibt es bereits, erneuerbare Materialien neu zu formulieren oder verstärkt einzusetzen? Wäre es nicht besser die Probleme des Kunststoffmaterials „upstream“ im Rohmaterial zu lösen als „downstream“ durch wieder einsammeln und rezyklieren? Welche alternativen Materialien könnten Kunststoffe in Einwegprodukten ersetzen, um unnötigen Verbrauch zu reduzieren?“, so Christoph Zipko.
Zentrale Erkenntnisse für neue Lösungen
- Biobasierte Verpackungs- und Schaumstoffe im Fokus: Viele Start-ups und Scale-ups präsentierten Lösungen auf Basis von Zellulose, Rezyklaten oder CO₂-basierten Polymeren.
- Industrielle Skalierung ist das Nadelöhr: Die Skalierung, also die effiziente Integration und Ausweitung in bestehende Prozesse, bleibt eine der größten Herausforderungen – und eine Chance für frühphasige Investments, bei denen wir gleichzeitig unsere Expertise in der Verarbeitungskompetenz einbringen können.
- Corporate Venture Capital als Brückenbauer: Die Rolle von Corporate Venture Capital, also von Investments aus der Industrie, als Übersetzer zwischen Start-up und industrieller Anwendung wurde vielfach betont. Unter anderem nahmen auch Honda Xcelerator Ventures, Emerald VC oder BASF VC an der Konferenz teil.
- Zirkularität & CO₂-Reduktion als Standards: Es zeichnete sich auf der Konferenz eine klare Erwartungshaltung von Stakeholdern entlang der Wertschöpfungskette ab, durch neue Materialien nicht nur Nachhaltigkeit zu adressieren, sondern auch Scope-3-Emissionen messbar zu senken.
Zahlreiche Inspirierende Start-ups
„Auf der Rethinking Materials Conference haben wir jede Menge Start-ups getroffen, die uns inspiriert haben“, erzählt Christoph Zipko. Dazu zählten Paptic (recycelbare zellulosebasierte Verpackungen), Woamy (werkzeugloser Bio-Schaum auf Zellulosebasis), Woodly (zellulosebasiertes Granulat für Spritzguss), MacroCycle (CO2-freies Upcycling zu Virgin-PET), Sparxell (biobasierte Farbpigmente), Genecis (PHA-basiertes Biopolymer für Verpackungen), Cellexcel (PFAS-freie wasserabweisende Zellulose-Imprägnierung), Vytal (Reusable Packaging as a Service), Dissolves (essbare, wasserlösliche Verpackungen).
Conclusio: Veränderungen bringen Chancen
Die Konferenz habe jedenfalls bestätigt: When there is change – there is opportunity. „Die Teilnahme an der Rethinking Materials Conference hat unsere Überzeugung gestärkt, dass wir bei Greiner mit unserem gewachsenen Verarbeitungs-Knowhow auch als Förderer neuer Materialösungen einen Beitrag leisten können. Hierbei können wir die Rolle eines Brückenbauers aktiv gestalten – zwischen Materialpionieren, industriellen Anforderungen neuen Kundenbedürfnissen für eine realwirtschaftliche Umsetzung“, resümiert Christoph Zipko.